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Andrej Barčík – Mit Achse durch Horizont

In meinem frühen Leben habe ich viele Menschen durch Gewalt sterben sehen. Später erlebe ich den Tod meiner Freunde und Verwandten ... und das ist nur ein Bruchteil dessen, warum ich nicht optimistisch und in rosa Farben bin.

Andrej Barčík

Die Schritte von Andrej Barčík (1928 – 2004), der sowohl bildnerisch als auch organisatorisch aktiven Persönlichkeit, waren kein mutloses Balancieren,  sondern sie ließen eine entscheidende Spur in der slowakischen modernen Kunst hinter. Sein Name ist mit der Gruppe um Mikuláš Galanda verbunden, die von Künstlern gebildet wurde, die mit zeitgemäßen ästhetischen Doktrinen nicht konform waren.

Andrej Barčík schuf eine einzigartige bildende Technik und vervollkommnete sie mit der Intuition eines leidenschaftlichen Menschen und mit bewusster Taktik eines konstruktiven Künstlers. Im Schein eines durch die Horizontlinie abgegrenzten Raums baute er aus berechneten Linien und Kontrasten Stillleben mit gut bekannten Objekten aus der Küche, mit Lampen, Flaschen, Handschuhen und Spielkarten.

Ab der Mitte 50er Jahren entstehen in Barčíks Atelier durchdachte Collage-Konfigurationen von Objekten ohne beschreibende Details, auf denen er die Kontraste und die Struktur des mit Monotypie behandelten Papiers hervorragen lässt. Außer Stillleben bildete er auch Figuren ab und einen Teil seiner schöpferischen Energie konzentrierte er auf die abkürzungshafte Erfassung der Züge der Frauengestalt. In Einklang mit seinen Lebenserfahrungen wurde sein Werk zu einer gut gezielten Reflexion in einer bildhaften Gestaltung von Zielscheiben, die ein persönliches dramatisches Memento sowie eine komplexere bildende Betrachtung darstellen. Wenn es in der Schaffung von Andrej Barčík einen Zufall gibt, so ist er durch die Zusammensetzung der Spielkarten in der Packung limitiert, die das Leben für jeden Menschen gemischt hatte.

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Andrej Barčík

Andrej Barčík (1928 Závodie – 2004 Žilina) wuchs in der mit gesellschaftlichen Änderungen in Folge der Entstehung des Slowakischen Staats gekennzeichneten Zeit und in der gespannten Stimmung des Zweiten Weltkriegs auf. In den Jahren 1946 bis 1948 studierte er an Prager Privatschule für Arrangeure und Dekorateure. Die in der Prager Nationalgalerie vor den Werken von Bohumil Kubišta, Emil Filla und anderen Künstlern verbrachten Stunden wurden für Andrej Barčík eine gute Einleitung in das Verständnis der Kompositionskonstruktion des Bildes, ausgehend aus dem Kontrast von Licht und Schatten. Ab 1948 studierte er unter der Leitung von Ján Mudroch an der Slowakischen technischen Hochschule in Bratislava. Später wechselte er an die Hochschule für bildende Künste, Abteilung der monumentalen und dekorativen Malerei, wo er von Ľudovít Fulla gelehrt wurde.

 

Im Schaffen von Andrej Barčík dominierte die Collage, obwohl sie in der Zeit als der Künstler damit arbeitete, in der Slowakei keine eingelaufene bildende Technik war. Eine wichtige Rolle in Barčíks Gemälden, Zeichnungen sowie Collagen spielte sein Sinn für Linie, konstruktive Formenordnung, Kontrast von sauberen Farbflächen und Monotypie-Strukturen. Bereits von Anfang an profilierte sich Andrej Barčík als ein Künstler von „festen und schlichten Formen“, offenbar auch im Schaffen anderer Mitglieder der Gruppe um Mikuláš Galanda.

Neben dem Zeichenausdruck, dem Reduzieren und der Geometrisierung von Formen blieben die Künstler um Galanda auch der figurativen Kunst treu, auch wenn sie manchmal auf die Grenze der Nichtfiguration gerieten. Als metaphorisches Mittel verwendete Barčík auf vielen Bildern die Spielkarten. Außer Stillleben schuf er daraus auch Zielscheiben, die manchmal konzentrierte Kreise und Gestaltsilhouetten bildeten, bzw. horizontale Linie, auf der Karten mit Schrottkugelspuren der Reihe nach wechselten. Barčík malte, zeichnete, riss, widmete sich der Lithografie und verwendete Makulaturen aus Druckereien. Er verknüpfte, kombinierte und überließ nichts dem Zufall.

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