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Werke aus dem Depot

2019 jährt sich zum hundertsten Mal der Geburtstag von Vincent Hložník (22. 10. 1919 Svederník – 10. 12. 1997 Bratislava).

Die Öffentlichkeit ruft sich bei dieser Gelegenheit einen Künstler in Erinnerung, der durch sein Leben, sein Schaffen, seine pädagogische und organisatorische Tätigkeit ab der ersten Hälfte der 1940er-Jahre unsere Kultur bereicherte. Die Galerie Nedbalka trägt zu diesem wichtigen Ereignis mit mehreren Veranstaltungen bei. Bereits früher widmete die Galerie dem Künstler eine Einzelausstellung und die Publikation „Botschaften und Visionen“.

Außerdem veranstaltete sie einen Vortrag mit Diskussion über sein Werk und veröffentlichte einen Dokumentarfilm im Internet. Im Kontext der langjährigen kunsthistorischen Forschung und Präsentation bildet das Werk Vincent Hložníks einen organischen Bestandteil der Dauerausstellung. Die aktuelle Ausstellung, eine weitere Hommage der Galerie Nedbalka an den Künstler anlässlich des genannten Jubiläums, zeigt einen Teil der im Depot der Galerie befindlichen Erwerbungen.

Hložník Vincent - Nevestinec (1945)

Die Bedeutung dieser der Werkanzahl nach kleinen Sammlung liegt darin, dass sie einige kreative Ergebnisse des Künstlers aus den 1940er-Jahren widerspiegelt. Denn gerade dieses Kapitel gehört zu den bedeutendsten Etappen der lebenslangen Bemühungen des Künstlers. Die Galerie Nedbalka widmet ihm die gebührende Aufmerksamkeit. Die Ausstellung zeigt grundlegende ikonographische Themenkreise, die auch in den späteren Zeitperioden nicht verloren gehen, sondern als Rahmenthemen mehrere Metamorphosen durchmachen: christliche Motive, die Commedia dell´arte, die Zirkuswelt, drängende soziale Probleme, die dramatische Reise des berühmten Ritters von der traurigen Gestalt Don Quijote, die tragische Realität des andauernden Krieges, die Vorahnung neuer Gefahren, das urbane Umfeld mit erotischen Untertönen, menschliche Leidenschaften und Gefühle usw.

Die Massen von Obdachlosen wirken wie ein schwerer Felsbrocken, der im trostlosen Raum rollt. Auf eine sehr spezifische Weise reagiert der Künstler in dieser Zeit auf die Impulse des Kubismus, was für mehrere Vertreter der Generation des Zweiten Weltkriegs, zu der er gehört, typisch ist. Er interessiert sich für das geometrische Konzept der Komposition, insbesondere für die Gültigkeit einer ausgeprägten dekorativen Linie mit barockem, expressivem und poetischem Charakter. Am häufigsten jedoch lässt er die schwarze Kontur sprechen. Diese im Umfang bescheidene, aber wirkungsvolle Erinnerung an Vincent Hložník hebt auf treffende Weise seine Bedeutung für unsere Kultur und seine humanistische Botschaft hervor.

 

Ľudovít Petránsky

Vincent Hložník – Pieta, 1948